Kommende Salons

20. April 2018
11-17 Uhr in Trier

5. Mai 2018
11-17 Uhr in Leipzig

15. Juni 2018
11-17 Uhr in Bonn

Die Teilnahme ist kostenfrei. Der genaue Ort wird bei Anmeldung bekannt gegeben.

Wir bitten um Anmeldung via kontakt@salonkommunisten.com

Programm

Vorsprung durch Angst. Zur Ökonomie der Krise

Theodora Becker und Arne Kellermann

Deutschland scheint die weltweite Wirtschaftskrise glimpflich überstanden zu haben: Seit 2006 sinkt die Arbeitslosenquote und steigt die Beschäftigtenzahl, das Bruttoinlandsprodukt zieht ebenfalls seit 2012 kontinuierlich an.
Dennoch kann keine Rede davon sein, dass die Krise spurlos an Arbeitenden wie Arbeitslosen in diesem Land vorbeigegangen ist. Hinter den positiven Zahlen verbergen sich reale und befürchtete Abstiegs- und Verelendungstendenzen, die es zu benennen gilt, soll dem gesellschaftlichen Irrsinn nicht bloß auf ideologischer Ebene nachgegangen – dieser vielmehr als Krisenverarbeitung kritisch erfasst werden.
Dementsprechend muss die Realität hinter jenen Zahlen vor Augen geführt werden: Tun sich schon Abgründe – zwischen Verlierern und Gewinnern der Krise – auf, wenn man die Zahlen bloß ein wenig differenzierter betrachtet, so soll in dem Vortrag sowohl den historischen Gründen für die gegenwärtige Lage seit den 1990er Jahren nachgegangen werden wie auch mit Blick auf den Konkurrenzkampf im internationalen »Standortwettbewerb« die Auslagerung der äußersten Krisensymptome gerade vermittels des deutschen Wirtschaftsmodells erhellt werden.
Die Verlierer dieses Modells deutscher Ausbeutung finden sich nicht nur in der Vergangenheit und im Ausland, sondern ebenso in der bundesdeutschen Gegenwart wie in der zu antizipierenden Zukunft: Die Ängste der Verunsicherten sollten ernstgenommen werden, will man begreifen, warum diese die Voraussetzungen ihrer statthabenden oder befürchteten Verelendung zu akzeptieren bereit sind.

Monkeysphere reloaded. Erscheinen und Erscheinung der neuen Rechten

Konstantin Bethscheider

Die augenfälligste Bewegung, die die politische Landschaft der westlichen Gesellschaften im Zuge der Krise von 2007 und den Folgejahren durchmachte, war die Emergenz einer Vielzahl sogenannter populistischer Parteien, die sich hauptsächlich am rechten Ende des politischen Spektrums ansiedelten. Insbesondere in Europa genoss die sogenannte neue Rechte einiges an Aufwind, wiewohl es ihr spätestens mit dem Aufstieg Trumps auch in den Vereinigten Staaten gelang als politische Kraft unter der Chiffre »Alt-Right« zu reüssieren.
Gleichwohl lenkt die Fixierung auf die neue Rechte, insbesondere insofern man sie als eine Art Antwort auf die identitätspolitische Fixierung der Linken in den letzten Dekaden begreift, davon ab, dass sie bei weitem nicht als das einzige autoritäre Potential zu verstehen ist, durch das die ideologischen Überbauten systematisch erschüttert werden. Für die durch die neoliberalen Umstrukturierungen systematisch Vereinzelten sind die Versprechen der neuen Rechten eine wie auch immer prekäre Hoffnung, zumindest nicht die ersten zu sein, die unters Rad geworfen werden. Liberalität und Solidarität, die Grundpfeiler der bürgerlichen Ordnung und Vorschein eines möglichen Besseren, zeigen sich mehr und mehr als leere Worthülsen einer politischen Kaste, die jeglichen Bezug zu den Lebensrealitäten der Menschen verloren hat. Die suchen folglich ihre Hoffnung andernorts – nicht länger in der Möglichkeit einer besseren Zukunft, sondern in mythologischen Vorzeiten, deren Restitution zumindest ein Minimum an Würde und Freiheit zurückbringen solle.
Solche Tendenzen entspringen nicht einer geschlossenen Ideologie, sondern einem diffusen Gefühl der Panik, das sich seine ideologische Rationalisierung nach Bedarf herbeischafft. Entsprechend verkürzt wäre es, den Aufstieg der neuen Rechten zu verhandeln als den Aufstieg einer distinkten Klasse von Ideologen. Sinnvoller ist, den Aufstieg ebenjener Populisten umgekehrt als Symptom einer veränderten gesellschaftlichen Stimmung zu begreifen. Obschon diese Stimmung mal diesen, mal jenen Protagonisten zu ihrem Fürsprecher ernennt und in ihr vom islamischen Hassprediger über den Berufsumstürzler bis hin zum nationalen Demagogen allerlei gedeiht, bleibt sie doch vor allem eins: systematische Vergiftung und Zerstörung all jener Refugien der Menschlichkeit, die die Hoffnung auf ein mögliches Besseres der bürgerlichen Gesellschaft am Leben halten. Vergeht aber die Hoffnung auf ein solches, wird die Substanz der bürgerlichen Gesellschaft selbst davon berührt.

Being a Bat. Ideologiekritik und der Tritt in den Abgrund

Felix Bartels

Wenn Ideologiekritik den Anspruch haben soll, an Ideologie universell wirksam zu werden und nicht bloß an ausgewählten Richtungen, hat sie dort versagt, wo sie von Rassismus, Maskulinismus oder Xenophobie nicht mehr reden will, sondern bloß noch von deren Gegenbewegungen. Wo der Antirassismus als gefährlicher eingeschätzt wird als der Rassismus, die Willkommenskultur schärfer attackiert wird als die Xenophobie und der Feminismus bedrohlicher gezeichnet als noch vorhandene Rückstände patriarchaler Vergangenheit, ist die Unterschätzung der neuen Rechten nachgerade folgerichtig.
Angetreten als Versuch von Linken, sich ihrer eigenen regressiven Impulse klarzuwerden, verselbständigte Ideologiekritik sich zum Versuch, die Linke zu liquidieren.
Woher kommt jenes spezielle Verständnis von Ideologiekritik, das diese Tätigkeit nur noch dann billigt, wenn sie in der einen oder anderen Weise gegen links gerichtet ist? Lässt sich überhaupt eine reine Ideologiekritik, als punktuell vollzogene Methode, von einer Ideologiekritik als impulsives Verhalten eines Milieus unterscheiden? Und liegt im Versuch, eine falsche Ideologiekritik von einer richtigen zu trennen, nicht eben schon wieder das, wogegen man mit einer solchen Trennung angehen will?

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